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Ford Granada
Die Oberklasse für Aufsteiger

Ford Granada 72 (1972–1975) – Der g...
Ford Granada 75 (1975–1977) – Der g...
Ford Granada 78 (1977–1981) – Der n...
Ford Granada 82 (1981–1985) – Das r...
Kult & Kurioses – Vom Staatswagen z...
Fazit – Der Ford Granada: Stil, Kom...
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Ford Granada

Die Oberklasse für Aufsteiger
Ford Granada
© Fordfan
Ford Granada Fastback -Limousine-Coupe 1. Modellgeneration 1972
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von fordfan.de in Zusammenarbeit mit Ford Deutschland https://www.fordfan.de/

Mit dem Granada zeigte Ford ab 1972, dass auch in Köln Oberklasse gebaut werden konnte. Der große Ford sollte es mit Mercedes, BMW und Opel aufnehmen – mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, gediegenem Design und kraftvollen V6-Motoren.

Ford Granada 72 (1972–1975) – Der große Wurf

Im Frühjahr 1972 löste der Ford Granada die Modelle 20 M und 26 M (P7b) ab. Parallel dazu wurde der einfacher ausgestattete Ford Consul eingeführt, der sich die Karosserie mit dem Granada teilte, jedoch in der Basisversion mit einfacheren Ausstattungsmerkmalen und schwächeren Motoren angeboten wurde. Ziel war es, mit einem attraktiven Einstiegspreis in die gehobene Mittel- bis Oberklasse vorzudringen – eine Klasse, die bislang von Mercedes-Benz, Opel (mit Commodore und Admiral) sowie BMW dominiert wurde.

Der Granada wurde von Anfang an als europäisches Projekt konzipiert: Entwicklung und Produktion fanden sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland statt. In Köln lief er für den Kontinent, in Dagenham für den britischen Markt vom Band. Die Namensgebung "Granada" stammt übrigens aus Spanien und sollte – laut damaliger Ford-Werbung – an "Sonne, Süden und Souveränität" erinnern.

Ford Granada
© Fordfan
Bild: Ford Granada 1. Modellgeneration 1972
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von fordfan.de in Zusammenarbeit mit Ford Deutschland https://www.fordfan.de/

Design und Karosserie

Optisch setzte der Granada auf klare, kantige Linien mit amerikanischem Einschlag:

  • eine breite Frontpartie mit Doppelscheinwerfern (rund oder rechteckig, je nach Ausstattung),
  • eine deutlich konturierte Schulterlinie,
  • und ein – für damalige Verhältnisse – sehr modern gestaltetes Heck.

Besonders markant war das Granada Coupé, das zunächst mit einem schwungvollen "Hüftschwung" in der Seitenlinie aufwartete – ein Designelement, das bis 1974 beibehalten wurde, bevor das Coupé in einer kantigeren Version neu aufgelegt wurde.

Der Granada wurde in folgenden Karosserievarianten angeboten:

  • 4-türige Limousine (klassisch, für den repräsentativen Einsatz),
  • 2-türige Limousine (besonders in Großbritannien beliebt),
  • 3-türiges Coupé (mit sportlichem Anspruch),
  • 5-türiger Turnier (Kombi) – mit großzügigem Laderaum, optional mit geteilten Rücksitzen.
Ford Granada
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Bild: Ford Granada Coupe 1. Modellgeneration 1972
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von fordfan.de in Zusammenarbeit mit Ford Deutschland https://www.fordfan.de/

Motoren und Technik

Die Motorenpalette war sehr vielfältig und reichte von den Vierzylindern bis hin zu den charakteristischen V6-Triebwerken:

  • Vierzylinder-V-Motoren: 1.7 l (60 PS), 2.0 l (85–90 PS),
  • Sechszylinder-V-Motoren: 2.3 l, 2.6 l, 3.0 l (bis 138 PS).

Die V6-Motoren stammten teils aus britischer ("Essex V6") und teils aus deutscher Produktion ("Kölner V6"). Der 3,0-Liter-Essex galt als besonders robust und war für seine Laufruhe bekannt. Je nach Motorisierung gab es 4-Gang-Getriebe, Overdrive oder eine 3-Gang-Automatik von BorgWarner.

Alle Modelle hatten Hinterradantrieb, eine Einzelradaufhängung vorne, hinten arbeitete eine Starrachse mit Schraubenfedern. Das Fahrverhalten galt als sehr komfortabel, allerdings mit deutlicher Seitenneigung in Kurven – besonders bei den weicher abgestimmten Ghia-Modellen.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada Turnier 1. Modellgeneration 1972
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Ausstattung und Zielgruppe

Der Granada konnte sehr vielfältig konfiguriert werden. Neben den Basisversionen mit simpler Ausstattung gab es Varianten wie:

  • L (Lux)
  • XL (gehobene Mittelklasse)
  • GXL (sportlich und luxuriös)

ab 1974: Ghia als Topversion mit Velours, Zierleisten, Holzimitation und Vollausstattung

Gerade die GXL- und Ghia-Versionen machten dem Granada zu einem echten Herausforderer für Mercedes und BMW – zu deutlich niedrigeren Preisen.

Die Zielgruppen reichten von Handwerksmeistern über Taxiunternehmer bis zu Landesministerien, die den Granada als kostengünstigen Dienstwagen mit Repräsentationswert einsetzten.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada Fastback -Limousine-Coupe 1. Modellgeneration 1972
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von fordfan.de in Zusammenarbeit mit Ford Deutschland https://www.fordfan.de/

Ford Granada 75 (1975–1977) – Der gereifte Granada

Im Mai 1975 brachte Ford eine umfangreich überarbeitete Version des Granada auf den Markt. Die sogenannte Modellpflege wurde offiziell nicht als neue Generation, sondern intern als „Granada ’76“ bezeichnet. Dennoch war der Schritt mehr als nur kosmetisch: Mit verbesserten Ausstattungsmerkmalen, überarbeiteten Motoren und gezielten technischen Optimierungen wurde der Granada sichtbar gereift – und gleichzeitig als eigenständiges Modell klar gegenüber dem Ford Consul positioniert, der mit dieser Modellpflege entfiel.

Diese Übergangsphase markierte das Ende der ersten Granada-Phase und bereitete gleichzeitig den Boden für die vollständige Neuentwicklung ab 1977. Der Granada 75 war somit ein typischer Vertreter der Zwischenära der 1970er-Jahre: technisch solide, optisch verfeinert, im besten Sinne pragmatisch – aber immer mit Oberklasse-Ambitionen.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada 1. Modellgeneration Facelift 1975
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Design: Detailpflege mit Wirkung

Die äußeren Änderungen waren auf den ersten Blick dezent, verliehen dem Granada aber eine sichtbar wertigere und modernere Erscheinung:

  • Neuer mattschwarzer Kühlergrill mit veränderten Streben, insbesondere bei den höherwertigen Modellen (z. B. Ghia).
  • Die Frontpartie wurde gestrafft, die Blinker leicht umgestaltet.
  • Schwarz lackierte Fensterrahmen und neue Seitenzierleisten in Aluminiumoptik mit Kunststoffeinlagen.
  • Die Stoßstangen erhielten größere Gummiauflagen, was nicht nur optisch betonte, sondern auch dem verbesserten Fußgängerschutz diente.
  • Neu designte Radkappen, bei Ghia-Modellen nun Alufelgen mit stilisiertem „G“.

Auch das beliebte Granada Coupé wurde mit einer geraderen Dachlinie neu gestaltet. Der vorherige „Hüftschwung“ wich einem sachlicheren, zeitgemäßen Fastback-Stil mit flacherer Heckscheibe.

Die Farbpalette wurde aktualisiert, Metalliclackierungen wurden beliebter und waren auf Wunsch mit dunkel abgesetztem Vinyldach kombinierbar – ein damals beliebtes Prestige-Accessoire.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada Coupe 1. Modellgeneration Facelift 1975
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Innenraum: Moderner, komfortabler, durchdachter

Auch der Innenraum wurde überarbeitet:

  • Neues Kombiinstrument mit erweiterten Anzeigen und klarerer Typografie.
  • Modifizierte Lenkräder (mit Pralltopf oder in Holzoptik, je nach Ausstattung).
  • Verbesserte Sitze mit strafferer Polsterung und vergrößerter Lehne.
  • Neue Materialien für Teppiche und Türverkleidungen, bessere Verarbeitung.
  • Das Armaturenbrett erhielt neue Lüftungsdüsen, die Luftführung wurde effektiver.

Erstmals wurde serienmäßig eine Frischluftzufuhr mit Drei-Stufen-Gebläse verbaut. In den gehobenen Ausstattungen bot Ford optional:

  • Drehzahlmesser
  • Öldruckanzeige
  • Uhr mit Digitalanzeige (bei Ghia)
  • elektrische Fensterheber, verstellbare Spiegel, Zentralverriegelung

Das Platzangebot war weiterhin vorbildlich, besonders auf den Rücksitzen. Damit blieb der Granada auch bei Chauffeurdiensten beliebt.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada Turnier 1. Modellgeneration Facelift 1975
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Technik: Verfeinert und zuverlässiger

Die Grundarchitektur blieb erhalten (Hinterradantrieb, Starrachse), aber es gab zahlreiche Detailverbesserungen:

  • Überarbeitete Motorenabstimmungen, insbesondere bei den 2.0- und 2.3-Liter-Varianten für bessere Laufruhe und niedrigeren Verbrauch.
  • Neue Zündverteiler mit kontaktloser Transistorzündung (in höherwertigen Modellen).
  • Verbesserte Bremsanlage mit größerem Hauptbremszylinder und Bremskraftverstärker.
  • Bessere Korrosionsschutzmaßnahmen, insbesondere an Unterboden und Radläufen.

Auch die Fahrwerksabstimmung wurde überarbeitet – die Federung blieb komfortabel, aber das Aufschaukeln bei Kurvenfahrt wurde spürbar reduziert, insbesondere bei den Turnier-Modellen.

Motorenangebot

Das Motorenangebot blieb nahezu unverändert, wurde aber feiner differenziert:

  • 1.7 V4 (ab 60 PS)
  • 2.0 V4 & V6 (85–90 PS)
  • 2.3 V6 (108 PS)
  • 2.6 V6 (125 PS)
  • 3.0 V6 (bis zu 138 PS, wahlweise mit Automatik)

Der robuste 3.0 Essex-V6 wurde besonders in der Turnier-Variante geschätzt – er kombinierte hohe Anhängelast mit sanftem Durchzug. Die beliebten Getriebeoptionen: 4-Gang-Schaltgetriebe mit Overdrive oder 3-Gang-Automatik von BorgWarner.

Positionierung und Zielgruppe

Mit dem Wegfall des Ford Consul wurde der Granada endgültig zum alleinigen Vertreter der großen Baureihe. Die Kundenstruktur reichte von:

  • Taxiunternehmern (vor allem Kombi 2.3)
  • Selbstständigen & Mittelständlern
  • Polizei, Feuerwehr, Verwaltung

bis hin zu gehobenen Privatkunden, die sich bewusst gegen einen Mercedes oder BMW entschieden, ohne auf Komfort zu verzichten.

Die luxuriöse Ghia-Version war weiterhin das Aushängeschild der Baureihe. Mit Holzapplikationen, Velourspolstern, optionalem Automatikgetriebe und elektrischen Helfern war sie das stille Statement für Menschen mit Sinn für Substanz – statt Stern oder Niere im Grill.

Zwischenfazit:

Der Ford Granada 75 war keine Revolution, aber eine sorgfältige, durchdachte Reifephase der ersten Generation. Mit besserer Verarbeitung, feinerer Technik und wertigerem Design positionierte sich Ford nun noch selbstbewusster gegen die deutsche Oberklasse. Der Granada wurde erwachsen – ohne dabei seine volksnahe Seele zu verlieren.

Ford Granada 78 (1977–1981) – Der neue Auftritt

Im August 1977 brachte Ford die zweite Generation des Granada auf den Markt – ein umfassend neu gestaltetes Fahrzeug, das äußerlich nichts mehr mit seinem Vorgänger gemeinsam hatte, technisch jedoch auf bewährter Basis aufbaute. Der Granada 78 markierte einen wichtigen Schritt: weg von der kantigen Schwere der frühen 70er-Jahre, hin zu einem modernen, sachlichen Design, das bewusst auf Prestige und Zeitgeist setzte.

Gestaltet wurde die neue Karosserie unter Leitung von Uwe Bahnsen, dem damaligen Designchef von Ford Europa. Das Ergebnis war ein Fahrzeug, das mit klaren Linien, besserer Aerodynamik und deutlich modernisiertem Auftritt die gehobene Mittelklasse neu definieren sollte.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada 2. Modellgeneration
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von fordfan.de in Zusammenarbeit mit Ford Deutschland https://www.fordfan.de/

Design: Sachlich, glatt, europäisch

Der Granada 78 präsentierte sich mit einer völlig neuen Karosseriesprache:

  • eine flachere Front mit rechteckigen Doppelscheinwerfern,
  • ein breiter, integrierter Grill mit Ford-Emblem,
  • große Blinkerflächen unterhalb der Scheinwerfer,
  • eine sachlich gezeichnete Gürtellinie und glatte Türflächen,
  • integrierte Kunststoffstoßfänger (in Wagenfarbe ab Ghia),
  • ein leicht abfallendes Heck mit durchgehenden Rückleuchtenelementen.

Diese Optik war nicht mehr amerikanisch inspiriert, sondern deutlich europäischer, klarer und technischer – eine bewusste Abgrenzung zu den frühen Granada-Jahren.

Innenraum: Komfort auf neuem Niveau

Der Innenraum wurde vollständig neu gestaltet:

  • Breiteres Armaturenbrett mit tiefen Instrumenteneinsätzen,
  • neue Lüftungsführung mit drehbaren Düsen,
  • ergonomisch platzierte Bedienelemente und Hebel,
  • klar gegliederte Tachoeinheit mit optionalem Drehzahlmesser,
  • verbesserte Sitzergonomie und neue Polstermuster,
  • großzügiger Gepäckraum durch geändertes Hinterachs-Layout.

Ab der Ghia-Version gab es Ausstattungen, die in dieser Klasse selten waren: elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Lesespots, Radio mit automatischem Sendersuchlauf, Nebelscheinwerfer, Intervallschaltung für den Scheibenwischer und beheizbare Heckscheibe.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada Turnier 2. Modellgeneration
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Technik: Bewährtes, verbessert

Obwohl der Granada 78 äußerlich völlig neu wirkte, setzte Ford auf bewährte Technik:

  • Hinterradantrieb, neu abgestimmtes Fahrwerk,
  • überarbeitete Einzelradaufhängung vorn, stabilisierte Starrachse hinten,
  • modifizierte Lenkung mit besserem Lenkrollradius,
  • ab Werk verstärkte Bremsanlage mit vorderen Scheibenbremsen.

in Highlight war die nun auf Wunsch erhältliche Servolenkung, die vor allem bei den V6-Modellen serienmäßig oder optional angeboten wurde.

Motorenpalette

Die Motoren wurden größtenteils aus dem Vorgänger übernommen, aber überarbeitet:

  • 2.0 Liter OHC-Vierzylinder (ab 90 PS),
  • 2.3 V6 (108 PS),
  • 2.8 V6 (135–160 PS, je nach Vergaser oder Einspritzung),
  • 3.0 V6 (nur in Exportmärkten wie UK, bis zu 160 PS).

Topmodell war der 2.8 Injection (2.8i) mit Bosch K-Jetronic, 160 PS, Fünfganggetriebe und sportlich abgestimmtem Fahrwerk – gerne als Ghia S oder im RS-Look angeboten.

Optional erhältlich:

  • 3-Gang-Automatikgetriebe (BorgWarner),
  • Overdrive für Langstreckenkomfort,
  • mechanisches Sperrdifferenzial für 2.8i-Modelle.

Karosserievarianten

Der Granada wurde weiterhin in mehreren Varianten angeboten:

  • 4-türige Limousine (klassisch, komfortabel),
  • 2-türige Limousine (vor allem in ländlichen Märkten beliebt, bis 1981),
  • 5-türiger Turnier (Kombi) mit bis zu 2.000 Liter Ladevolumen.
  • Das Coupé wurde gestrichen – es hatte in der Oberklasse zuletzt an Relevanz verloren.

Zielgruppen und Marktposition

Ford positionierte den Granada 78 als Alternative zu:

  • Mercedes W123 (vor allem die 200/230-Modelle),
  • Opel Rekord E / Commodore C,
  • BMW 5er (E12).

Dank guter Serienausstattung und einem günstigen Einstiegspreis galt er als Chefauto ohne Arroganz. Besonders bei Flotten, Taxiunternehmern, Landesbehörden und Außendienstleitern war der Granada beliebt.

Zwischenfazit:

Der Granada 78 war ein großer Schritt in Richtung Moderne. Optisch glatter, technisch feiner und komfortabler denn je, war er das ideale Auto für alle, die sich nicht für den Stern oder die Niere entscheiden wollten – sondern für ein gutes Auto ohne Allüren.

Ford Granada 82 (1981–1985) – Das reife Facelift

Im September 1981 überarbeitete Ford die zweite Generation des Granada umfassend – technisch, optisch und konzeptionell. Unter dem Namen „Granada ’82“ ging das Modell in seine letzte Phase, bevor es 1985 durch den völlig neu konzipierten Ford Scorpio abgelöst wurde. Mehr als 2.000 Detailverbesserungen flossen in dieses Facelift ein. Es war weniger eine neue Generation als vielmehr die perfekte Ausreifung der bestehenden Plattform, mit dem Ziel, Ford im oberen Segment konkurrenzfähig zu halten.

Ford Granada
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Bild: Ford Granada 2. Modellgeneration Facelift
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Design: Geschärft, aber nicht überzeichnet

Äußerlich blieb der Granada 82 seinem Grundkonzept treu, zeigte aber in vielen Details mehr Präzision:

  • Der Grill wurde neu gestaltet, mit feinerem Gittermuster und integrierten Markenemblem.
  • Die Scheinwerfer erhielten Klarglasoptik, Blinker wurden in den Stoßfänger integriert.
  • Neue Außenspiegel (aerodynamischer, farblich abgestimmt),
  • Stoßfänger nun durchgehend in Wagenfarbe (ab GL aufwärts),
  • Neue Zierleisten und Radkappen, neue Metallicfarben mit Klarlackversiegelung.

Der Granada wirkte damit noch edler, noch moderner und betont sachlich – weniger kantig, aber keinesfalls beliebig.

Innenraum: Neue Maßstäbe im Komfort

Besonders im Innenraum zeigte das Facelift seine Wirkung:

  • Neues Armaturenbrett mit verbesserter Haptik und klarerem Layout,
  • überarbeitete Sitze mit verstellbaren Kopfstützen (serienmäßig ab GL),
  • neue Türverkleidungen, gepolsterte Ablagen, wärmere Farbtöne,
  • hochwertigere Teppichqualität und bessere Geräuschdämmung.

In der Ghia-Version kam nun ein digitales Check-Control-System hinzu: Anzeige für Flüssigkeitsstände, Lichtausfälle und Türkontakt – ein Novum in dieser Fahrzeugklasse.

Ford Granada
© Fordfan
Bild: Ford Granada Turnier 2. Modellgeneration Facelift
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Technik: Feinschliff unter dem Blech

Auch technisch wurde optimiert:

  • Neue Getriebeübersetzungen für geringeren Verbrauch,
  • Verbesserte Bremsanlage mit gelochten Scheiben bei 2.8i,
  • Feinabstimmung der Motorsteuerung und Einspritzanlage,
  • überarbeitete Achslager und Stabilisatoren für ruhigeres Fahrverhalten.

Die Karosserie wurde in puncto Korrosionsschutz verstärkt – mit verzinkten Blechen an besonders gefährdeten Bereichen (Schweller, Radläufe, Kofferraumboden).

Motoren und Varianten

Die Motorenpalette blieb bestehen, wurde jedoch optimiert:

  • 2.0 OHC-Vierzylinder (90–101 PS),
  • 2.3 V6 (108 PS),
  • 2.8 V6 Vergaser (135 PS),
  • 2.8 Injection V6 (160 PS, K-Jetronic),
  • 2.5 Diesel (Peugeot-Motor) – mit 69 PS, vor allem als Taxi.

Die 2.8i-Variante wurde als sportlicher „Ghia S“ mit Tieferlegung, Spoileransätzen und serienmäßigen Leichtmetallrädern vermarktet – und galt als legitimer RS-Nachfolger für die Oberklasse.

Ausstattungen und Optionen

Ford differenzierte die Ausstattung stärker:

  • L: Basisversion für Flotten
  • GL: Mittelklasse mit Komfortoptionen
  • Ghia: Luxusausstattung mit Holzoptik, Velours, Bordcomputer
  • Ghia S: sportlich-luxuriös mit Tieferlegung und Spoilerpaket

Beliebte Optionen:

  • Klimaanlage,
  • elektrische Antenne,
  • Soundsystem mit Equalizer,
  • beheizbare Vordersitze,
  • Scheinwerferreinigungsanlage.

Zielgruppen

Der Granada ’82 wurde zum Dienstwagen der oberen Mittelklasse: für leitende Angestellte, Behörden, Fuhrparks mit Anspruch – und Privatkunden, die bewusst nicht zum Mercedes griffen. Gerade die 2.8i Ghia-Modelle mit Automatik waren gefragte Autobahnkreuzer.

Zwischenfazit:

Der Ford Granada 82 war die gelungene Finalausbaustufe einer der wichtigsten Baureihen von Ford Deutschland. Elegant, komfortabel und technisch durchdacht – ein Fahrzeug, das mit Selbstbewusstsein und ohne Übertreibung in der Oberklasse mitfuhr.

Kult & Kurioses – Vom Staatswagen zum TV-Star

Der Granada zwischen Polizei-Einsatz, Krimiserien und Tuningträumen
Ob auf der Autobahn, vor dem Landratsamt oder in der Werkstatteinfahrt – der Ford Granada war in den 70ern und 80ern allgegenwärtig. Doch neben seiner Rolle als Geschäftsfahrzeug und Familiengleiter entwickelte er ein überraschendes Doppelleben: auf der Leinwand, auf Rallyepisten und in den Herzen der Tuning- und Behördenfans.

Film, Funk und Fernsehen: Der Granada als Nebenrolle mit Hauptwirkung

  • Die Profis (The Professionals, UK, 1977–1983):
    Der Chef des CI5, George Cowley, fuhr einen Granada – und im Vorspann flog ein weiteres Exemplar spektakulär durch eine Glasfassade. Der Granada war dort Symbol für britische Polizeipower und Robustheit.
     

  • Der Fahnder (ab 1983):
    In den ersten Staffeln fuhr Hauptdarsteller Faber (Klaus Wennemann) einen grünen Ford Granada der ersten Serie – obwohl das Modell zu diesem Zeitpunkt schon als „alt“ galt. Das verlieh der Figur zusätzlich Bodenständigkeit.
     

  • Tatort – Schimanski (ab 1981):
    Götz George alias Horst Schimanski nutzte in mehreren frühen Folgen einen Ford Granada der zweiten Serie als zivilen Dienstwagen – markant, rau, und perfekt zur Figur passend.
     

  • Der Schnüffler (1983):
    Dieter Hallervorden fuhr in dieser Filmkomödie einen Granada der ersten Serie – allerdings als Taxi, was dem Auto eine skurril-liebenswerte Rolle verlieh.
     

  • The World’s End (2013):
    Im britischen Kultfilm von Edgar Wright fährt Simon Peggs Figur ein schwarzes Granada Ghia-Modell mit dem Spitznamen „Das Biest“ – ein spätes filmisches Denkmal für den Klassiker.
     

  • Die Füchse (UK):
    Ermittler Regan war regelmäßig mit einem braunen Granada Ghia unterwegs – auch hier: bürgerlich, robust, glaubwürdig.

Staatskarosse ohne Stern

  • In vielen Landesverwaltungen und Ministerien war der Granada als Dienstwagen im Einsatz – bevorzugt in Ghia-Ausstattung mit 2.8-Automatik.
     
  • Polizei- und Zivilversionen wurden oft mit Sondersignalanlagen, Sitzbank hinten und Funkvorrüstung ausgeliefert.
     
  • In NRW fuhren Streifenwagen vom Typ Granada 2.3 GL oder Turnier, erkennbar an Lackierungen in Beigegrün oder Lichtblau mit Rundumlicht.


Schraubers Liebling und Tuningspielplatz

Der Granada war robust, übersichtlich konstruiert und hatte viel Platz unter der Haube – ideale Voraussetzungen für Bastler:

  • V8-Umbauten (z. B. 5.0-Liter aus dem Ford Mustang),
  • Tieferlegungen, Ghia-Teile an Basisfahrzeugen,
  • Zusatzinstrumente, Sportsitze, Holzlenkräder.

In der Tuning-Szene der 80er-Jahre war der Granada – vor allem als Ghia S – ein Geheimtipp für Leute mit Anspruch, aber ohne GTI-Drang.

Granada als Leichenwagen & Hochzeitsauto

Zahlreiche Karosseriebauer (z. B. Pollmann oder Binz) fertigten verlängerte Granada auf Basis der Limousine – als Bestattungsfahrzeuge.

Gleichzeitig war der Granada Turnier mit Dachträger und Fichtenzweig beliebtes Hochzeitsauto auf dem Land – wenn kein Benz zur Verfügung stand.

Spitznamen & Szene-Kürzel

Bezeichnung Bedeutung / Einsatz

„Direktoren-Diesel“ Spöttischer Beiname für 2.5 D-Turnier mit Grundausstattung
„Der große Ford“ Inoffizielle Bezeichnung im Innenministerium NRW
„Schlafsofa auf Rädern“ Wegen der bequemen Sitze und der langen Federwege
„GHIAtron“ Szene-Slang für überladene Ghia-Modelle mit zu viel Chrom
„Tatort-Granada“ Umgangssprachlich für schwarze 2.8i-Limousinen mit Stoffsitzen

Zusammengefasst:

Der Granada war viel mehr als ein gehobener Ford. Er war Symbol einer Generation, Statusmobil für Aufsteiger, Spielwiese für Schrauber und Serienheld in der Vorabendunterhaltung. Und genau das macht ihn bis heute zu einem der liebenswertesten Fahrzeuge der deutschen 70er- und 80er-Jahre.

Fazit – Der Ford Granada: Stil, Komfort und Charakter

Der Ford Granada war weit mehr als ein Auto seiner Zeit – er war ein Statement auf vier Rädern, das zeigte: Komfort, Raumgefühl und Souveränität müssen nicht elitär sein. Mit seinen kraftvollen V6-Motoren, der beachtlichen Modellvielfalt und seinem typischen Understatement gelang es Ford, eine bodenständige Oberklasse zu etablieren, die sich bis heute in der Erinnerung vieler Menschen fest verankert hat.

Von der ersten Generation mit US-Einschlag bis zur sachlich-eleganten Reife der späten Modelle verkörperte der Granada Verlässlichkeit, Würde und Alltagstauglichkeit mit einem Hauch Prestige. Kein Protz, kein Pomp – aber immer präsent.

Abschlusssatz:
Der Granada war das große Auto für Menschen mit Weitblick – und bleibt ein Klassiker mit Haltung.

Über den Autor

Mit Retrothek.de widmet er sich der Welt von Retro- und Vintage-Themen. Dort schreibt er über Oldtimer, klassische Computer, Games, Konsolen und Medien, betreibt ein umfassendes Glossar und entwickelt ein Branchenverzeichnis für Vintage-Produkte.
Christian Hinzmann ist IHK-geprüfter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und zertifizierter Microsoft-Experte. Er betreibt die 1997 gegründete Internet-Agentur BlauWeb Internet-Solutions und ist Gründer des CMS-Systems cmsGENIAL, mit dem er über 350 Web- und Internet-Projekte erfolgreich umgesetzt hat. Seine Schwerpunkte liegen in Web-Programmierung, SEO, Social Media, Content-Creation und Online-Marketing.
Ob als Web-Experte, Redakteur oder Branchenkenner – Christian Hinzmann verbindet technisches Know-how mit journalistischer Kompetenz und schafft digitale Lösungen, die sowohl praxisnah als auch zukunftsweisend sind.


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